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Die Presse (Wien), 2. Januar 1863
Der Ton der Privatbriefe aus New-York in englischen Blättern verräth, daß so weit die commerziellen Kreise davon betroffen werden, die Niederlage der Unionisten bei Fredericksburg [11. bis 15. Dezember 1862] einen größern Eindruck gemacht hat, als irgend eine frühere Wendung des Krieges, indem die Anzeige ohne eine jener Verstümmlungen oder Verhüllungen, welche bisher zur Milderung dcs ersten Schreckens, bei einer neuen Hiobspost angewendet worden waren, zu den Ohren des Publicums kam. Alle Berichte scheinen in der Größe des Verlustes übereinzustimmen, und ein Gerücht fand Glauben, daß trotz der Rettung der Artillerie die allgemeine Bagage, und die Materialien der Armee größtentheils auf dem Schlachtfelde zurückgeblieben seien. Nächstdem lenkte die größte Aufmerksamkeit die Nothwendigkeit auf sich, sofort Fonds zu erheben, um die dringenden täglichen Bedürfnisse der Regierung zu befriedigen. Das Finanzcomité hat noch keinen Vorschlag in Angelegenheit eingebracht,‘ nnd man schrieb sein Zaundern dem Wunsche zu, die Verantwortlichkeit zu vermeiden, die Ausgabe einer neuen Masse uneinlösbaren Papiergeldes zu empfehlen, obwol es keinen andern Plan erblicken konnte, um den Herrn Chase zur Initiative zu drängen. Natürlich hat es diesem angekündigt, daß es jeden Vorschlag, dessen Einbringung er für geeignet halten möge, annehmen werde. Dieses beiderseitige Bestreben, der Verantwortlichkeit zu entgehen, dürfte eine Verzögerung von zwei oder drei Wochen nach sich ziehen, zu welcher Zeit dann der Congreß, da kein Ansschub mehr möglich, beiden Häusern im Sturm ein Gesetz vorzulegen haben, wird. Man erwartet gegenwärtig die Ausgabe einer weitern Summe von 40 Millionen Pfd. St.
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Siehe auch: Die Emanzipations-Proklamation
- Dieser Artikel ist Teil der Parallel-Berichterstattung über das Jahr 1863
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