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Weitgehend unbeachtet von den hiesigen Medien trat auch der zweimalige Gouverneur von New Mexiko Gary Johnson für die Nominierung der Republikaner an. Mit bizarren Regeln wurde von den Fernsehanstalten dafür gesorgt, daß er nur an zwei der Debatten teilnehmen konnte. Auch mit Positionen wie der Legalisierung von Marihuana, Toleranz gegen Schwule, demonstrativem Abstand von Frömmelei, einer positiven Einstellung zu Einwanderung, einer eng begrenzten Außenpolitik oder der Befürwortung von Abtreibungen mußte er fast zwangsläufig in der von religiösen und korporatistischen Rechten beherrschten Partei auflaufen, auch wenn viele republikanische Wähler keineswegs derart borniert sind.
Ende 2011 gab Gary Johnson bei den Republikanern auf und wechselte seine Partei. Wie es aussieht, wird es ihm nächste Woche gelingen, zum Kandidaten der Libertarian Party nominiert zu werden, wo er auch viel besser hinpaßt. Die Tricksereien im letzten Jahr könnten sich nun zu einem Bumerang für die Republikaner entwickeln, deren libertärer Flügel sich mit dem prinzipienlosen Mitt Romney nicht anfreunden kann.
Erstes Indiz: Trotz der immer noch geringen Bekanntheit außerhalb seines Heimatstaates ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts PPP am 19. April 2012, daß in einem Rennen zwischen Barack Obama, Mitt Romney und Gary Johnson der gegenwärtige Präsident 47 % der Stimmen, der republikanische Herausforderer nur 42 % und der libertäre Kandidat 6% erwarten könnte. Das wäre ein sensationelles Ergebnis nicht nur für Gary Johnson, sondern auch für die Libertarian Party, die es bislang bei Präsidentenwahlen es bislang nur einmal über ein Prozent der Stimmen gebracht hat.
Wild Card ist dabei natürlich Ron Paul, der zwar keine Chance mehr bei den Republikanern hat, sich aber zu einer Kandidatur als unabhängiger Kandidat entschließen könnte und dann eine ähnliche Klientel wie Gary Johnson ansprechen würde. In jedem Fall kann man darauf rechnen, daß demokratisch gesinnte Journalisten ein Interesse daran haben werden, den libertären Kandidaten bekannt und populär zu machen. Das könnte dann der Bumerang für die Demokraten bei der nächste Präsidentenwahl werden, denn Gary Johnson kann mindestens so gut mit seinen Positionen bei den Demokraten Wähler ansprechen wie bei den Republikanern.
Weiterführende Links:
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Ilya Somin auf Volokh Conspiracy mit einem Vergleich der beiden libertären Kandidaten: Gary Johnson vs. Ron Paul
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Redebeiträge aus der ersten Vorwahldebatte der Republikaner, an der Gary Johnson teilnehmen durfte, auf YouTube: Gary Johnson’s Highlights GOP 2012 Debate (das war allerdings 2011)
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Gary Johnson 2012 Kampagnenclip: Tolerance is American
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Eugen-Richter-Institut aus dem Jahr 2011: Gary Johnson: „Toleranz ist amerikanisch“ – zwar zu optimistisch, was die Chancen innerhalb der republikanischen Partei anlangte, aber auf einem Umweg vielleicht doch zutreffend
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