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Berliner Wespen, 20. September 1878
In conservativen Kreisen denkt man ernstlich daran, durch eine Erweiterung der in der Geschäftsordnung bisher vorgesehenen Strafmittel dem Präsidenten des Reichstages die Macht einzuräumen, das Gebahren eines Abgeordneten, der während eines Hochs auf den Kaiser sitzen bleibt, nachdrücklicher zu rügen, als durch den blossen Ordnungsruf.
Wir wollen bis zur Regelung dieser Angelegenheit Folgendes vorschlagen: Der das Hoch auf den Kaiser sprechende Vorsitzende bittet die Versammlung, während dieses Aktes sitzen zu bleiben. Solchergestalt würde der Abg. Liebknecht gezwungen, der Einzige zu sein, der sich bei dem Hoch auf den Kaiser erhebt.
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Hintergrund
Die Sozialdemokraten haben eine Symbolopposition kultiviert, etwa durch Sitzenbleiben beim Hoch auf den Kaiser. Die Berliner Wespen machen sich über derartige Mätzchen ebenso lustig wie über die angestrengte Aufgeregtheit der Konservativen über dieselben.
Siehe auch:
- Die Grundrechte des Deutschen Reiches
- Der staatsgefährliche Classiker
- Ein neues Sozialistengesetz
- Amendements zum Socialistengesetz
- Zum Socialistengesetz
- Ein neues Sozialistengesetz
- Eugen Richter gegen das Sozialistengesetz
- Uhu-Jagd
- Denunciations-Chronik
- Moral eines alten Märchens
- Bilder aus der Denunziantenzeit
- Die Ziele der Sozialdemokratie
- Dieser Artikel ist Teil der Parallel-Berichterstattung 1878
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