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[Eugen Richter: Im Alten Reichstag, Band 2, 1896, Seite 77-78.]
Die nationalliberale Partei hatte in ihrem Wahlaufruf keine bestimmte Stellung zur Frage der Ausnahmegesetzgebung gegen die Sozialisten genommen. Aber schon die Rede Bambergers bei der ersten Beratung ließ erkennen, daß die Partei geneigt war, im Gegensatz, zu der im Mai beobachteten Haltung, auf das neue Gesetz einzugehen und in der Hauptsache nur eine Beschränkung für die Dauer des Gesetzes sich auszubedingen.
Für die Fortschrittspartei sprach Hänel gegen das Gesetz, indem er dasselbe als Parteigesetz, als Tendenzgesetz charakterisierte. Die Rede gab denjenigen Standpunkt wieder, welchen am 24. Mai noch die gesamte Nationalliberale Partei zusammen mit der Fortschrittspartei eingenommen hatte. Fürst Bismarck war zu dieser Beratung in Berlin noch nicht eingetroffen. An seiner Stelle sprach zum erstenmal vor dem Reichstag sein auf Grund des Stellvertretungsgesetzes im Juli ernannter Stellvertreter, Graf Stolberg-Wernigerode. Seine Rede blieb völlig eindruckslos.
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Siehe auch:
- Die Mehrheitsparteien
- Ein neues Sozialistengesetz
- Das Wahlergebnis
- Wahlbeeinflussungen
- Versprechung von Steuererlassen
- Wahlorganisation
- Die Auflösung des Reichstags
- Dieser Artikel ist Teil der Parallel-Berichterstattung 1878
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